Politik, Pädiater und Krankenkassen diskutieren über Herausforderungen der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen bei der Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
Heidelberg/Passau. Vieles wurde bereits angestoßen in Süddeutschland, so auch in Baden-Württemberg: Es gibt Gesundheitskonferenzen, Initiativen zum gesunden Aufwachsen im Rahmen von Prävention und Gesundheitsförderung, einen runden Tisch zum Thema Geburtshilfe mit Kinder- und Jugendärzten sowie weiteren Akteuren, die Landesarbeitsgemeinschaft Impfen und Maßnahmen zum Kinderschutz. Nicht zu vergessen Programme, um Ärzte wieder für eine Niederlassung auf dem Land zu gewinnen. Dr. Monika Vierheilig, Leiterin der Abteilung „Gesundheit“ im Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg, hob in ihren Ausführungen im Rahmen der Jahrestagung der SGKJ mit rund 350 Ärzten und Vertretern anderer pädiatrischer Berufsgruppen die bisherigen Anstrengungen ihres Ministeriums hervor, um die Kindermedizin im Land zukunftsfähig zu gestalten.
Dass in der Praxis dennoch nicht alles rund läuft, betonten in der anschließenden Podiumsdiskussion vor allem die Kinder- und Jugendärzte: „Wir haben Gefahr in Verzug“, so Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V., und verweist auf die alternde Ärzteschaft oder personelle Engpässe bei Pflegefachkräften und medizinischen Fachangestellten – und das sei längst kein ausschließliches Problem ländlicher Regionen mehr, sondern betreffe zunehmend auch die Städte.
Den Eindruck, dass am Bedarf teils vorbeigeplant werde, hat Dr. Andreas Artlich, Landesvorsitzender Baden-Württemberg im Verband Leitender Kinder- und Jugendärzte und Kinderchirurgen Deutschlands (VLKKD). Dies werde vor allem an der Problematik der Spezialambulanzen sichtbar, hier sei die Versorgung von Kindern und Jugendlichen in der Fläche schlicht unzureichend: „Wer betreut Kinder mit speziellen Erkrankungen wie Diabetes oder Mukoviszidose und vor allem wer finanziert die Versorgung?“ fragt er in die Runde. „Bei ambulanten Ermächtigungen haben wir einfach keine Planungssicherheit“, so der Mediziner weiter. Aufwand und Bürokratie durch die Zweijahresfristensowie die Pflicht zur persönlichen Leistungserbringung seien einfach nicht mit der Praxis vereinbar. Hier richtet er seinen Appell vor allem an die Kostenträger.
Moderatorin Evelin König ließ schließlich auch noch das Auditorium zu Wort kommen – hier wurden Rufe nach mehr Dynamik laut. Die vorgetragenen Probleme seien bereits lange bekannt, man müsse viel schneller agieren, Szenarien durchspielen und Lösungsansätze entwickeln – mehr offensiv vorgehen und nicht nur reagieren. „Die Diskussion hat erneut gezeigt, dass konkreter Handlungsbedarf besteht, die Zeit drängt und wir eigentlich Lösungsansätze haben. Diese müssen endlich umgesetzt werden. Hierfür wird sich unsere Gesellschaft einsetzen“, stellte der SGKJ-Vorsitzende Prof. Dr. Matthias Keller zusammenfassend fest.
Nicht alles sei vielleicht auf Landesebene lösbar. Und so sagte Dr. Monika Vierheilig abschließend zu, die Anliegen in den entsprechenden Bundesgremien vorzubringen. Weiterhin, so waren sich alle Beteiligten einig, müsse man den Dialog aufrechterhalten – schließlich ginge es um die beste medizinische Versorgung der Kinder und Jugendlichen und diesem Ziel sehen sich alle verpflichtet.

Foto SGKJ: Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion und der Vorstand der SGKJ, v.l. Jürgen Graf (Leiter des Fachbereichs Integriertes Leistungsmanagement AOK Baden-Württemberg), Dr. Thomas Fischbach (Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V.), Dr. Andreas Artlich (Landesvorsitzender Baden-Württemberg Verband Leitender Kinder- und Jugendärzte und Kinderchirurgen Deutschlands (VLKKD)), Dr. Monika Vierheilig (Leiterin der Abteilung „Gesundheit“im Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg), Dr. Markus Kratz (Vorstand SGKJe.V.), Prof. Dr. Matthias Keller (Vorstand SGKJ e.V.), Moderatorin Evelin König und Dr. Christoph von Buch (Vorstand SGKJ e.V.)